Donnerstag, 18. Februar 2016

Der Friedenssaal

CONSILII QUISQUIS CAUSA CONCLAVE SUBINTRAS, PRIVATIS ANTEFERENDA SCIAS
(Wer immer du bist, der zu Beratung diesen Raum betritt, wisse, dass die öffentlichen den privaten Dingen überzuordnen sind.)

Seit 1605 ermahnt diese Inschrift die Mitglieder des Osnabrücker Rats beim Betreten ihres Sitzungssaals, bei allen Entscheidungen stehts das Wohl der Stadt und ihrer Bürger im Auge zu halten. Bis 1934 war der aufwendig gestaltete Sitzungssaal das Herzstück der kommunalen Selbstverwaltung, indem vom frühen 16. Jahrhundert an der Rat tagte. Seine überregionale Bedeutung, die ihm den heutigen Namen einbrachte, erlangte der Raum mit dem europäischen Friedenskongress, der den 30 jährigen Krieg beendete und 1648 zum Westfälischen Frieden führte.

Während der 5 jährigen Verhandlungen versammeten sich die Ratsmitglieder nicht täglich gemeinsam im Friedenssaal, sie führten viele Abstimmungsgespräche in ihren Wohnungen. Dies gilt auch für die Paraphierung des Osnabrücker Friedensvertrags, den die Gesandten am 6. August 1648 (Osnabrücker Handschlag) in der Residenz des schwedischen Verhandlungsführers Johan Axelsson Oxenstierna verabschiedeten. Der Friedenssaal diente als Anlaufstelle für die Gesandtschaft. Ein Blick auf die Inschrift über der Eingangstür konnte ihnen auch nicht geschadet haben, denn in den Akten der Kongressteilnehmer finden sich Hinweise auf Bestechungsversuche!

Seit fast 350 Jahren erinnert die Porträtgalerie mit 42 Bildern der beim Kongress vertetenen europäischen Herrscher sowie einer Vielzahl von Gesandten an die Zeit der Friedensverhandlung.


Königin Christina von Schweden war nicht persönlich, sonder nur durch ihre Gesandten vertreten. An der westlichen Längsseite folgt die kaiserliche Gesandtschaft angeführt vom Grafen Trauttmansdorff, anschließend folgen die evangelischen Fürsten und Reichsstädte. Damals hingen sie an allen 4 Wänden wie ein Band und füllten auch die Fensterlaibung.


Ein großer Teil der Ausstattung existierte bereits zur Zeit der Gesandten:

Die drei kunstvoll geschnitzen Türen der in der Ostwand eingelassenen Schränke, die um 1515 gefertigt wurden. In ihnen bewahrten die Ratsherren die Urkunden und Privilegien des Hospitals St. Antonius und Elisabeth, des Heiligen-Geist-Hospitals und des Leprosenhauses St. Maria zum Süntelbach auf.

Der große Deckenleuchter aus der Mitte des 16. Jahrhunderts nimmt symbolisch die Zeitfolge und das Weltbild seiner Entstehungszeit auf. Die Krone zeigt das Paradies mit dem Baum der Erkenntnis und Adam und Eva. Darunter befindet sich das Firmament mit Sonne, Mond und Sternen, überspannt mit Maria und dem Jesuskind. Dieser Teil des Deckenleuchters steht für Weisheit, Gilde und Wehr - die, entsprechend der mittelalterlichen Osnabrücker Verfassung, gemeinsam als großer Rat die Geschicke der Stadt lenken. Der unterste Ring zeigt eine Jagdszene und das Osnabrücker Wappen mit dem sechsspeichigen Rad.

Das Gestühl enstand bis 1574. An der Südseite befindet sich das reich verzierte Gestühl aus dem Jahre 1554 mit den Sitzen der Bürgermeister. Die damaligen Amtsinhaber Heinrich Stock und Lucas von Endehoven ließen sich ihr Wappen und das Motto der Reformation hinzufügen:
VERBUM DOMINI MANET IN ENTERNUM (des Herrn Wort bleibt in Ewigkeit)

Der Tisch vor den Sitzen des Bürgermeisters aus dem 17. Jahrhundert wurde erst 1989 erworben.

Osnabrücker Friedenssaal ca. 1925
Der Friedenssaal wurde unzählige Male renoviert bzw. neu ausgestattet. Doch kritische Stimmen, wie die des Kunsthistorikers Anton Kisa, beanstandeten dies bereits 1894. "Der Saal ist gegenwärtig kein Friedenssaal´mehr, die historische Bedeutung desselben vollständig verwischt."
Diese EInstellung nahm in den folgenedn Jahrzehnten zu. Erste Überlegungen, den Saal entsprechend seines ursprünglichen Zustands zu gestalten, führte der Stadtschulrat 1932 durch. Nach der Machtübernahme forderten die Nationalsotialisten am 16. August 1933, im Blick auf die Förderung des Fremdenverkehrs, eine Neugestaltung des Saals an. Die Absicht bestand darin, dem Friedenssaal einen neuen musealen Charakter. Schätze der Stadt sollten als Sehenswürdigkeit für alle Reisenden wie im Kunstmuseum ausgestellt werden, um der Stadt Osnabrück eine besondere Anziehungskraft zu verleihen. Mit dieser Umgestaltung im November 1933 verlor der Friedenssaal seine ursprüngliche Funktion als Ratssitzungssaal vollkommen, um dann am 13. November 1944 im Bombendhagel des 2. Weltkrieges zusammen mit dem Rathaus in Schutt und Asche zu fallen. Das Inventar wurde damals noch rechtzeitig ausgelagert. In der frühen Nachkriegszeit enstand die Idee, zum 300. Jahrestag des Friedensschlusses am 25. Oktober 1948, das Rathaus und den Friedenssaal wieder aufzubauen. Die britische Militärsverwaltung genehmigte das Vorhaben und teilte der Stadt die nötigen Baustoffe zu. 1986/87 nach wiederum fast 40 Jahren verwarf die Stadt das Zeugnis des Wiederaufbaus und ließ die Decke, den Boden und den Tisch ersetzen.

Ein Blick in die Geschichte des Friedenssaals im 19. und 20 Jahrhundert lehrt, dass die durchaus mit wissenschaftlichen Anspruch durchgeführten Restaurierungs- und Ausstattungsprojekte mehr über den jeweiligen Zeitgeschmack aussagen als über die Vergangenheit des Ortes.

Veranstaltungsaufgabe

Im Zuge der Veranstaltung bei Herrn Kosellek mit dem Titel "Erinnern und Vergessen", wurde den Studenten und Studentinnen zunächst die Geschichte des Osnabrücker Marktbrunnens näher gebracht
Da der Saal auch als Gericht verwendet wurde, war es die Aufgabe der Studenten und Studentinnen in Gruppen eine Szene, in der gerichtlich ein Urteil über eine Tat eines Bürgers der Stadt Osnabrück zur Zeit des späten Mittelalters gefällt werden sollte, zu entwerfen. Die Gerichtsverhandlung wurde unter Berücksichtigung der Inschrift über der Eingangstür des Friedenssaals durchgeführt. Das Urteil wurde den Studenten und Studentinnen vorgegeben, die Bestrafung mit dem Pranger auf dem Marktbrunnen.

Die Verurteilten wurden nach der gehaltenen Gerichtsverhandlung zum Marktbrunnen abgeführt und an den Pranger gestellt. Sie halten den Mitbürgern ein Schild mit der Inschrift "ICH ERNTE SPOTT" entgegen. Während der Verhandlungen wurde z.B. die Straftat des Diebstahls aus Hungersnot verurteilt. Diese wurde mit 3 Tagen am Pranger ohne Wasser und Brot bestraft.

 NinakainwerD

für das Seminar ERINNERN UND VERGESSEN 

der Universität Osnabrück



Öffnungzeiten von Rathaus und Friedenssaal
Mo. - Fr.    8.30 - 20.00 Uhr
Samstag    9.00 - 16.00 Uhr
Sonntag  10.00 - 16.00 Uhr


Quelle: OSNABRÜCK - DIE FRIEDENSSTADT - Flyer - Die "große Rhatts Stuben" wird zum Friedenssaal  (im Rathaus erhältlich)

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